Rückblick auf unsere GV in Zürich und Lausanne
Der Handlungsbedarf zur Reform der zweiten Säule ist dringend, um die Umverteilung zu Ungunsten der jüngeren Generationen zu mindern. Doch sind die politischen Vorschläge wirklich mehrheitsfähige und nachhaltige Lösungen? An unserer diesjährigen Jahresversammlung haben wir von einmal mehr hochkarätigen Referenten mehr darüber erfahren, warum wir die Umverteilung stoppen sollten, warum die 2. Säule ein Vorbild sein kann und wie sich Pensionskassen – und alle anderen Unternehmen – vor Hackerangriffen schützen können.
Professionell wie immer und doch ein bisschen wehmütig: Sichtlich emotional startete die scheidende Stiftungsratspräsidentin Isabelle Amschwand in ihre letzte Jahresversammlung für die FCT-Gruppe im Hotel St. Gotthard in Zürich. Nach einer kurzen Einführung in die Veranstaltung verabschiedet sie sich und dankt den Kollegen vom Stiftungsrat («Herzlichen Dank für die super Zusammenarbeit. So etwas habe ich selten erlebt, dass man so kontrovers diskutieren kann, am Schluss aber so hervorragende Lösungen findet und gleichzeitig so viel Respekt füreinander empfindet»), dem Team von der FCT Services AG und der Trianon AG («Danke für die ausgezeichnete Arbeit, die sie leisten und auch in Zukunft leisten werden»).
Auf Wachstumskurs
Weiter geht es mit der Präsentation der Jahresrechnung für die FCT-Gruppe. Key Account Manager Daniel Blatter führt einmal mehr eloquent durch die Zahlen 2021. Trotz der hauptsächlich mit der Gesundheitskrise verbundenen Unsicherheiten konnten die Vorsorgewerke durch die Entwicklung an den Finanzmärkten im Jahr 2021 eine erfreuliche Performance erzielen. So auch die FCT – der Trend ist ungebrochen positiv, trotz enormer Volatilität. Die FCT sowie die FCT 1e überzeugen mit Innovation und Zukunftsdenken und sind überzeugt, dass sie so alle Herausforderungen im Interesse ihrer Versicherten hervorragend meistern werden.
Der erste Referent war Franco Cerminara. Er ist Chief Consulting Officer der InfoGuard AG und hat gemäss eigener Einschätzung immer viel zu erzählen. Und das hat er auch heute. Er erzählt von den Strategen in seinem Team, die Unternehmen dabei unterstützen, Strategien gegen Cyber-Angriffe zu entwickeln. Und von den jungen Wilden, den Ethical Hackern, die – auftragsbasiert natürlich – Lücken in den Unternehmen ihrer Kunden suchen, um einzudringen. Er erzählt, dass die meisten Hackerangriffe am Freitagabend stattfinden. Dann, wenn die meisten Mitarbeitenden bereits auf dem Weg ins Wochenende sind und erst am kommenden Montag bemerken werden, dass sie nicht mehr in die Systeme gelangen. Franco Cerminara erzählt auch, dass die Angreifer sehr opportunistisch vorgehen. Sie suchen sich jene Opfer aus, die es ihnen am leichtesten machen. «Das Motto ist hier: Schützen Sie sich zumindest mehr als es die anderen tun. Dann erwischt es Sie vielleicht weniger.» Und wie kann man sich schützen? Cerminara rät, auf das Bauchgefühl zu hören. «Es sagt Ihnen meist, wenn etwas nicht stimmt.» Weiter helfen technische Massnahmen wie eine Multi-Faktoren-Authentifizierung oder ein guter Filter für E-Mails. Zudem sollte die Detektions- und Reaktionsfähigkeit im Unternehmen erhöht werden. Weiter würden auch organisatorische Massnahmen helfen, wie beispielsweise die Einführung einer CISO-Rolle (Chief Information Security Officer), ein gutes Krisenmanagement inkl. Kommunikationskonzept sowie das Schulen von Mitarbeitenden.
Ist die BVG-Reform zeitgemäss?
«BVG-Reform – Navigation zwischen Träumen, Realität und Vernunft», so lautete das zweite Referat von Dr. Roger Baumann, Gründungspartner der c-alm AG, eidg. dipl. Pensionsversicherungsexperte und Aktuar SAV. «Was die Politikerinnen und Politiker in Bern einfach nicht verstehen – oder nicht verstehen wollen – ist, dass es den Pensionskassen gar nicht so schlecht geht. Wir brauchen die Reform nicht, um uns zu sanieren, sondern weil das BVG-Obligatorium einfach nicht mehr zeitgemäss ist.» Gemäss Baumann brauchen Pensionskassen aktuell 5 Prozent Rendite, um den Umwandlungssatz zu finanzieren. Das sei machbar, aber würde immer zu Lasten der Aktiv-Versicherten passieren. Für Roger Baumann ist klar: Wir brauchen eine faire Lösung, sowohl für die Rentner als auch für die Aktiv-Versicherten. «Die Umverteilung muss aufhören.» Roger Baumann listet die Ansprüche an die Revision auf, geht auf die einzelnen Vorschläge ein und zieht schliesslich ein sehr ehrliches Fazit bezüglich Umsetzung: Der Mittelweg der ASIP habe politisch kaum Chancen, weil die Übergangsmassnahmen dezentral finanziert würden. Die Politikerinnen und Politiker würden aber eine zentrale Finanzierung bevorzugen.
Schliesslich folgte das dritte Referat und Prof. Dr. Reiner Eichenberger, Professor für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg, betritt die Bühne. Zu Beginn gesteht er: «Ich habe den Titel meines Referats umgeschrieben. Er heisst jetzt Zukunft oder Ende des Kapitalismus und kapitalgedeckter Altersvorsorge. Ein verrücktes Thema. Und ich habe ein paar Thesen mitgebracht». Es folgen spannende Thesen, auf die er unterhaltsam eingeht. Zum Beispiel: Die Zukunft gehört dem demokratischen Kapitalismus. Gemäss Eichenberger ist nämlich die richtige Frage nicht, Kapitalismus: ja oder nein, sondern: Demokratischer Kapitalismus? Staatskapitalismus? Parteikapitalismus? Oder mafiöser Kapitalismus? Für Eichenberger ist es ganz klar der demokratische Kapitalismus. «Vor Corona dachten viele – auch manch ein Kollege von mir – so eine starke Hand, wie in China, das hat schon was. Jetzt sehen wir, wo das hinführt.» Eine «starke Hand» liege manchmal richtig, aber sie sei eben auch offen für Missbrauch. Staatskapitalismus wie China sei ein Absturzmodell. Ein demokratischer Kapitalismus wie in der Schweiz sei überlegen, sozialer und auch egalitärer aus dem Markt heraus. Würden wir die Verteilung des Geldes aus dem Markt heraus betrachten, so sei die Verteilung in der Schweiz (zusammen mit Südkorea) am ausgeglichensten, sagt Eichenberger. Die Alterung ist unser Glück, kein Problem, lautete eine weitere These. «Wir werden älter, weil wir gesünder werden», sagt Eichenberger dazu. Das heisst, der Anteil unserer potenziellen Lebenszeit nimmt zu. «Das ist doch wunderbar, stellen Sie sich vor, wir würden immer früher sterben, das wäre ein Problem!». Das Problem sei hier nicht das Älterwerden der Gesellschaft an sich, sondern die Kombination von Alterung und fixem Pensionsalter. Eichenberger schlägt vor, dass man freiwillig länger arbeiten kann und sollte. Als Anreize nennt er die starke Senkung der Steuern auf das Einkommen nach 65. Wenn die Leute Lust haben, länger zu arbeiten, dann sei das Anstellen von älteren Leuten auch kein Problem mehr, so Eichenberger.
Schliesslich debattierten Dr. Roger Baumann und Prof. Dr. Reiner Eichenberger gemeinsam mit Moderator Michael Ferber, Wirtschaftsredaktor bei der NZZ, in der Paneldiskussion über den Status Quo der Pensionskasse und darüber, wo es mit ihr hingehen soll. Fazit: Die 2. Säule ist ein grossartiges und äusserst effizientes Instrument, das man weiter ausbauen sollte.
Wir freuen uns bereits darauf, Sie bei der nächsten Generalversammlung der FCT-Gruppe im Jahr 2023 wiederzusehen.